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Franz Joseph van der Grinten
Thomas Grochowiaks Malerei
Thomas Grochowiaks Malerei ist getragen von Serenität, Gelassenheit, Grazie, ohne damit ins Leichtgenommene sich abzuheben; sie hat das Gewicht ihrer Reife in der Freiheit von allen tagesorientierten Prätentionen erlangt. Wissen und Erlebnisfreude haben ihr ihre Dimension gegeben, eine Unbefangenheit des Erlebens, die durch keine äußere Belastung abgeschwächt worden ist. Schon früh haben sich die Teile, die das Bild konstituieren, von aller Schwere weg in die Offenheit des Raumes gelöst, des Raumes und der Harmonie, die in ihm schwingt, und es ist nicht von ungefähr, wenn hier oft das Bild Antwort ist auf den Klang von Musik. Synästhetische Erlebnisfähigkeit – so oft sonst beansprucht – ist selten so glaubhaft und so sehr sich übertragend zum Ausdruck gekommen wie in der auf Musik bezogenen Malerei von Thomas Grochowiak. Der Raum und seine – sphärische – Harmonie: nicht von ungefähr bringen sie sich schon Anfang der fünfziger Jahre in Bildern nach Darius Milhauds »Création du Monde« und Joseph Haydns »Schöpfung« ins Spiel: Elemente noch sind es gewissermaßen, Versatzstücke mit unterschiedlichem Farb- und Strukturreichtum, die in Bezogenheit zueinander ins Schweben geraten, auf dem Weg, scheint’s dahin, selbst die Bühne zu bilden, auf der sie handeln noch vor aller Verstrickung. Ungebremste Handschriftlichkeit aus dem harmonisch gespannten Duktus des Pinsels und dünnflüssiger Farbe erlaubt den sinnenden Übertrag des melodisch Gehörten ganz unmittelbar, wie ein mit Liebe geschriebener Brief, der das Wesen der Botschaft kostbar verschlüsselt. Ostasiatisches Malen in seiner freiesten Form mag als innerlich nahe empfundenes die Mittel veredelt haben, Malerei dann aber hier im blühenden Reichtum der Farben. Wohlklang: der von Vivaldi, der von Gluck, der von Debussy; und so mancher Bezug sonst, zart und dicht, dramatisch und impetuös. Aber auch dann kein unkontrollierter Ausbruch, sondern Spontaneität aus Gesammeltheit und stiller Bereitschaft, der Augenblick des Vollzugs als der Augenblick der Reife et vice versa. Durchaus kontrapunktisch sind die Bilder gemalt: Freiheit und Ordnung, Bewegtheit und Ruhe geben einander ihr Recht, die Kalligraphie und der ihr gegenübergesetzte Flächenkörper, das Schweben und die Schwere; und es ergibt sich oft genug, dass das gewichtig Hingebreitete selbst – aufgestiegen – der Leichtigkeit sich versichert und das ins Dichte sich Knotende unter ihm eher ankert. Nicht von ungefähr ist ihm Mozart besonders nahe. Die Grazie, die Beschwinglichkeit, das Schweben, Wohllaut und tanzhafter Rhythmus. Aber nicht ins bloß leicht Mitschwingende geraten die Bilder. Haben sie Mozarts Heiterkeit, so doch auch dessen Schwere. Das Dunkle ist auch im Lichtgeriesel gegenwärtig. Es gibt gewissermaßen den Generalbass, der die eigentliche Melodie um so leichter perlen zu lassen scheint.
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